Feb 182013
 

Ich bin Mitglied der Autorengruppe Eulenfeder. Wir treffen uns ein Mal im Monat und zu diesen Treffen gibt es immer Hausaufgaben. Ich schaffe es nicht immer, diese Herausforderung zu meistern. Aber zum Thema: Mutter räumt auf, welches vor einiger Zeit Hausaufgabe war, fiel mir dann doch etwas ein.

Mutter räumt auf

Da saß ich nun, inmitten Kartons, Gerümpel und Altkleidern und trank einen Kaffee.
„Komm, komm, beeil dich! Du musst mindestens drei Mal fahren, und wenn du das schaffen willst, musst du jetzt los!“
„Ja doch! Menno, kann ich nicht mal meinen Kaffee austrinken?“, fragte ich genervt meine Mutter, die weiter Scheuchbewegungen mit beiden Armen in meine Richtung machte. Mann, sah das lächerlich aus! Grinsend erhob ich mich und packte erst meine Arme, dann meinen Kofferraum voll.



Seit mindestens drei Jahren rieten wir Mutter, doch endlich aufzuräumen und die alten Sachen meines Vaters zu entsorgen. Immer wieder hatte sie sich mit der Begründung geweigert: „Ist doch eh genug Platz im Haus. Außerdem fühle ich mich nicht so alleine, wenn Vaters Sachen noch überall hier rum stehen.“
Dabei war sie von dessen Abgang vor fünf Jahren alles andere als begeistert gewesen. Mein Vater hatte nämlich eine jüngere Frau kennen gelernt und war ihr, ohne irgendetwas aus seinem alten Leben mitzunehmen, gefolgt.

Und jetzt war es also so weit.
Drei Mal fuhr ich zur Deponie und der Haufen sah immer noch fast genauso groß aus, wie zu Beginn meiner Fahraktion, allerdings waren das jetzt nur noch alte Klamotten. Langsam fragte ich mich, wo der ganze Müll im Haus versteckt gewesen war. Also belud ich meinen Kofferraum ein viertes Mal.
Aber das ging Mutter scheinbar nicht schnell genug, denn wieder trieb sie mich zur Eile an: „Du musst los, gleich kommt ein Möbelwagen, der braucht den Platz auf dem gerade dein Auto steht.“
„Ein Möbelwagen?“, fragte ich irritiert.
„Jaja, nun fahr schon!“, leicht genervt schob meine Mutter mich etwas unsanft an mein Auto.
„Hast du dir neue Möbel gekauft?“, wagte ich beinahe schüchtern zu fragen.
„Nein, Martin zieht heute hier ein.“
„Martin?“
„Ja, Martin. Dein ehemaliger Chef hat hier letztens die großen Bäume im Garten gefällt und dabei haben wir beschlossen unser Leben gemeinsam zu verbringen. Viel Zeit bleibt uns ja nicht mehr, also wozu lange warten? Aber los jetzt, da kommt schon der LKW!“
Und mir blieb nichts anderes übrig, als mit offen stehendem Mund in mein Auto zu steigen und die letzten Überreste meines Vaters sang und klanglos im Kompostwerk verschwinden zu lassen.

Liebe Grüße

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