Dez 072013
 

Ich bin heute irgendwie schreibfaul und kaputt, deshalb ’nur‘ eine Geschichte von mir. 😉
Der Nikolaus

Hannes und Nadine sind Geschwister, er ist acht, sie sechs Jahre alt und es ist kurz vor Weihnachten.

Hannes wird von seinen Freunden in der Schule ausgelacht, weil er noch an den Nikolaus glaubt. Sie sagen das wäre sein Vater, er solle doch schau’n, welche Schuhe der trägt. Sein Vater wird garantiert nicht im Zimmer sein, wenn der Nikolaus seine Geschenke verteilt. Auch die anderen Kinder in Hannes Klasse sind davon überzeugt, das es keinen Nikolaus gibt.
Hannes macht das sehr nachdenklich und so schreibt und malt er dieses mal auch nur widerwillig seinen Wunschzettel.
Seine Eltern wissen ja was er sich wünscht, warum soll er sich also Mühe geben für einen, von dem alle glauben, dass es ihn nicht gibt?

Nadine wundert sich sehr über ihren Bruder, ja klar, manchmal nervt der etwas und ärgert sie, aber dass er sich diesmal so gar nicht auf Weihnachten freut?
„Pah, das ist Kinderkram!“, belehrt er sie, als sie ihm ihren Wunschzettel zeigt. „Wer glaubt schon noch an den Nikolaus? Nur Babys wie du tun das! Papa verkleidet sich als Nikolaus und bringt unsere Geschenke!“ wütend hat Hannes den letzten Satz gesprochen, bevor er in seinem Zimmer verschwindet.

Nadine ist ziemlich erschrocken und wird ganz traurig. Sollte das wahr sein? Papa als Nikolaus? Aber das kann doch gar nicht sein, oder doch? Sie überlegt ob sie Mama oder Papa fragen soll. Nein, lieber doch nicht!
Am Wochenende geht die ganze Familie einkaufen. Dort, im großen Kaufhaus, sitzt ein großer bärtiger Mann mit einem Kugelbauch auf einem Stuhl und lässt sich die Wunschzettel der Kinder geben und spricht mit ihnen. Jetzt will es Nadine genau wissen und obwohl sie eigentlich in der Spielecke des Kaufhauses warten soll, geht sie zum ihm und stellt sich in die Schlange. Ziemlich lange muss sie warten, aber endlich ist sie an der Reihe, klettert auf den Schoß des Mannes und fragt ihn:
„Bist du der echte Nikolaus?“
Der Nikolaus lächelt und sagt:
„Ja, natürlich bin ich echt, oder glaubst du etwa nicht an mich?“

Da beeilt sich Nadine ihm zu versichern dass sie sehr wohl an ihn glaube, aber ihr Bruder nicht. Sie fragt, ob der Nikolaus am Weihnachtsabend zu ihnen kommen könne? Der verspricht es und fragt Nadine was sie sich denn wünscht.
„Dass mein Bruder wieder an dich glaubt.“ flüstert sie leise.
„Na, das werden wir sicher hinbekommen! Mach dir mal keine Sorgen.“ Fröhlich zwinkert der Nikolaus ihr zu und schon will das nächste Kind seinen Wunschzettel loswerden.
Kaum ist sie wieder in der Spielecke, da kommen ihre Eltern und Hannes um sie abzuholen. Papa und Mama haben neue Winterstiefel gekauft und für Hannes und sie je eine neue Jeans und eine Winterjacke.

Nadine erzählt natürlich nichts von ihrer Begegnung mit dem Nikolaus, aber jeden Tag wird sie unruhiger und aufgeregter. Ob es wohl klappt?

Am Weihnachtsmorgen ist es sehr kalt, Papa trägt seine neuen Stiefel und verkündet, er werde nun den Weihnachtsbaum holen. Als er nach einiger Zeit damit herein kommt sagt Hannes zu Nadine:
„Pass nur auf, wenn heute Abend der Nikolaus kommt, hat er bestimmt die gleichen Stiefel an wie Papa! Dann wirst du ja sehen, wer recht hat!“

Alle schmücken gemeinsam den Baum. Für Nadine ist das ein großes Erlebnis, bisher durfte sie nie dabei sein, sie musste um diese Zeit immer Mittagsschlaf halten und wenn sie aufwachte, war alles schon geschmückt. Um so mehr freut sie sich endlich auch ein paar Kugeln und Strohsterne an den großen Baum hängen zu dürfen. Als die Kerzen leuchten ist es schon dämmrig.
Mit den Worten: „Nun aber schnell, zieht euch um, bestimmt kommt der Nikolaus bald.“ schickt die Mutter die Kinder hinaus.
Blitzschnell zieht Nadine sich um und steht schon kurze Zeit später wieder freudestrahlend vor dem großen Baum, Hannes dagegen lässt sich Zeit.
Irgendwie hat er überhaupt keine Freude am heutigen Tag. Nicht einmal das Schmücken des Baumes hat ihm Spaß gemacht. Immer wieder muss er daran denken, was seine Freunde in der Schule sagten.
Ob sie wohl recht haben? Er ist etwas unentschlossen.
Hannes möchte an den Nikolaus glauben und er kennt auch einige Geschichten und Legenden über ihn, aber die Freunde waren so sicher gewesen. Was soll er nur machen? An den Nikolaus glauben oder seinen Freunden?

Bald wird er es wissen! Ganz genau hat er sich Papas Schuhe betrachtet. Nicht nur die neuen Winterstiefel, nein auch alle anderen Schuhe von seinem Vater hat er sich in den letzten Tagen angesehen. Er ist sicher, er wird merken ob der Nikolaus Papas Schuhe trägt!

Da klingelt es, und während Mutter zur Tür geht, huscht Hannes ganz schnell ins Wohnzimmer zu Nadine.

Der Vater ist nirgendwo zu sehen.

Nadine ist ganz aufgeregt und hat rote Wangen. Draußen im Flur hört man eine dunkle Männerstimme und schon bald steht der Mann mitten in der Stube. Der erste Blick von Hannes geht auf die Schuhe von ihm und … tatsächlich, das sind Vaters neue Winterstiefel!

Wütend darüber, dass die anderen Kinder offensichtlich recht hatten, antwortet er auf die Frage vom Nikolaus nach einem Gedicht trotzig:

Lieber guter Nikolaus,
rück jetzt die Geschenke raus!
Lass mich die jetzt endlich seh’n
Sonst kannst du nach Hause geh’n!

Im Zimmer ist es plötzlich ganz still. Nadines Wangen werden noch ein Stückchen roter und auch die Mutter hält den Atem an.

Inmitten der Stille öffnet sich plötzlich die Zimmertür und Vaters Kopf schaut herein.

Nadine sieht ihn als erste und tippt Hannes an. Der schaut ungläubig in Vaters Gesicht, dann zum Nikolaus und wieder zurück. Als er begreift was er sieht, verschwindet er vor Scham unter dem Tisch und ist, solange der Nikolaus anwesend ist, nicht mehr dazu zu bewegen herauszukommen. Nadine darf ihm sein Geschenk unter den Tisch geben und ist stolz, dass sie zum ersten Mal mehr Mut hat als Hannes.
Als der Nikolaus sich verabschiedet, zwinkert er Nadine wieder zu und sie zwinkert fröhlich zurück, denn sie ist sich sicher, ab heute glaubt Hannes wieder an den Nikolaus.

 Veröffentlicht von am 7. Dezember 2013 um 19:18  Kennzeichnung:

  2 Antworten zu “Der Nikolaus”

  1. Ach, liebe cat,

    was für eine liebreizende Geschichte, die das Herz wärmt.

    Alles Liebe und Gute
    Manuela

 Antworten

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