Feb 242013
 

Heute Nacht habe ich eine kleine Geschichte geschrieben, die ihr gleich lesen könnt. Sie ist ausgedacht, nicht erlebt. Das Thema beschäftigte mich einfach. Interessant dabei finde ich, dass ich später einen Artikel fand, der zum Thema passt. Den könnt ihr hier lesen: Erste Hilfe
Wie würdet ihr handeln? Ich habe meine Entscheidung getroffen.

Winternacht

Es schneit. Kleine glitzernde Flocken tanzen im Scheinwerferlicht meines Autos. Der Wind malt weiße Schneestriche auf die Straße. Es ist um die Null Grad, aber es friert noch nicht. Ich fahre nach Hause, über die Landstraße. Abseits liegen Wiesen und Felder, grün und braune Spitzen schauen zwischen weißen Flächen, wenn das Licht darüber gleitet. Es ist nach Mitternacht, der Mond ist nicht zu sehen. Im Kreisel hoppelt ein Häschen vor mir. Das Auto lässt ihn starr sitzen bleiben, ich nehme die erste Ausfahrt. Weiter, nur weiter, ich will nach Hause.
Da, im fahlen Scheinwerferlicht sehe ich ein Fahrrad auf dem Randstreifen liegen. Ob es da einen Unfall gab? Zögernd trete ich auf die Bremse. Ich mache den Warnblinker an und fahre langsam rückwärts. Ich beginne mich zu fragen, ob ich mir das Fahrrad nur eingebildet habe. Es ist nichts zu sehen. Doch, da! War ich schon so weit gefahren, ohne zu reagieren? Ich stelle das Auto etwas schräg auf die Straße um den Seitenstreifen und den sich anschließenden Graben ein wenig auszuleuchten. Da liegt wer! Ein leichter weißer Schimmer liegt über dem Körper im Gras. Was soll ich tun? Aussteigen? Und wenn das eine Falle ist? Jemand nur darauf wartet, dass ich aussteige? Ich drehe mich um, suche, aber da ist niemand, nur der Köper. Er liegt völlig unbeteiligt einfach da. Regt sich nicht. Ich kneife die Augen zusammen. Steigen da Atemwölkchen auf? Nichts zu sehen.
Ich suche mein Handy in der Hosentasche, menno, das Teil im Sitzen herauszuwühlen, wenn ich die dicke Winterjacke an habe, ist wahrlich nicht einfach. Ich schnalle mich ab, ja so geht’s besser. Unschlüssig wiege ich das Handy in meiner Hand. Soll oder soll ich nicht? Es geht mich doch eigentlich nichts an. Aber wenn ich nun schon mal hier stehe, kann ich auch die Polizei anrufen oder den Rettungsdienst? Ich wähle die 112. Kurze Zeit später habe ich einen freundlichen Herrn am Ohr. Ich erkläre die Situation und frage, was ich tun soll. Ob ich aussteigen könne? Ja, aber … er bleibt am Telefon. Hilft mir mit seiner Stimme, fragt, was ich sehe. Ich gehe langsam mit ihm die wenigen Schritte, beuge mich hinab, fühle nur kalte Haut im Gesicht der Frau zu meinen Füßen. Streife ihre Jacke am Arm nach oben, um nach dem Puls zu fühlen. Ja, da schlägt etwas – ganz langsam, aber es schlägt. Dann soll ich hören, ob sie atmet, schauen, ob der Brustkorb sich bewegt. Ich öffne die Jacke der Frau, fühle nach ihrem Atem, nach dem Herzschlag. Mir ist heiß, warum schwitze ich so, verdammt?!
Die unbekannte Frau atmet flach und das Herz klopft. Stabile Seitenlage? Ja, da war doch etwas. Ich überlege und bekomme es tatsächlich noch hin. Ob ich eine Decke im Auto habe? Ja, klar, mehrere. Ich soll eine holen und die Frau zudecken. Das tue ich. Irgendwie tue ich alles automatisch, nur weil der Mann am Telefon es mir sagt. Kommt denn niemand, der mir hilft?
Beruhigende Worte am Telefon, der Krankenwagen und Notarzt müssten gleich da sein.
Warum kommt denn niemand? Warum muss ich das alles machen? Ich bin doch nur jemand der hier vorbei gefahren ist. Scheinwerfer tauchen auf, Blaulicht wirft bizarre Blitze über die Straße und das angrenzende Gelände. Der freundliche Herr am anderen Ende der Telefonleitung bedankt und verabschiedet sich, legt dann auf. Endlich, da sind sie. Ein Krankenwagen, ein Notarzt und die Polizei. Plötzlich ist ein Gewusel um mich herum. Man reicht mir eine Decke. Aber wieso mir? Ich bin doch nicht das Opfer, das liegt doch dort. Stumm schaue ich zu, wie erste Untersuchungen gemacht werden. Dann hebt man die Frau vorsichtig auf eine Trage, schiebt sie in den Krankenwagen, schließt die Türen, und dann fahren sie los. Ein Polizist nimmt meine Daten auf. Dann verabschiedet auch er sich und ich bin wieder allein. Ich fühle mich seltsam verlassen, setze mich ins Auto, beginne zu zittern, Tränen laufen meine Wangen hinab.
Langsam beruhige ich mich wieder und fahre weiter. Ich bin glücklich geholfen zu haben. Wahrlich keine Nacht wie jede andere. Irgendwann bin ich zu Hause angekommen, schleiche ich mich ins Bett, kuschle mich an meinen Mann und schlafe ein.

Liebe Grüße

cat
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 Veröffentlicht von am 24. Februar 2013 um 02:46  Kennzeichnung:

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